Abenteuer, das erste: Die Lena-Pfähle

28.09.2014

Schon wieder fehlen mir die Worte um zu beschreiben, was für ein erstes tolles, kleines Abenteuer hinter mir liegt. Und ich unterrichte Deutsch als Fremdsprache? Ich mag es selbst kaum glauben.

Aber zurück zum eigentlichen Thema: Am Sonntag wurde der erste Ausflug in das Umland Sibiriens getätigt. Es ging an die beeindruckenden Lena-Pfähle (in English: Lena Pillars, по-русски: Ле́нские столбы́).

Kurze Hintergrundinformationen zum Fluss Lena und den Lena-Pfählen:

Mit einer Länge von 4.400 Kilometern gehört Lena zu den längsten Flüssen der Erde. Sie entspringt einer Seenplatte in unmittelbarer Nähe des Baikalsees im Süden Sibiriens und mündet im Laptewsee, einem Randmeer des Arktischen Ozeans, fließt also „bergauf“ in den hohen Norden. Die Lena ist an manchen Stellen mehrere Kilometer breit. Besonders verblüffend ist die Tatsache, dass über die Lena keine einzige Brücke führt. Der Fluss kann lediglich per Schiff und/oder Boot überquert werden. (Es ist zwar eine ca. 3 km lange Brücke geplant, um Jakutsk an die Eisenbahnstrecke nach Tommot anzuschließen, aber wer weiß, wann oder ob dieses Vorhaben überhaupt in näherer Zukunft in Angriff genommen wird.) Verblüffend ist aber auch, dass es in Sibirien im Winter so kalt wird, dass der nördliche Teil der Lena über mehrere Monate hinweg vollständig gefriert und mit dem Auto oder gar mit Lastkraftwagen problemlos befahren und als „Eis-Autobahn“ genutzt werden kann. Eine besondere Attraktion sind die so genannten Lena-Pfähle, wundersame Felsformationen, die sich am Rande des Flusses abzeichnen. Die zahllosen steilen Felsen erstrecken sich über 60 Kilometer im Süden Jakutsks und erreichen eine Höhe zwischen 150 und 300 Metern. Seit 2012 zählt die natürliche Steinformation zum UNESCO-Weltkulturerbe –unser Ausflugsziel.

Am frühen Morgen ging es für unsere bunt gemischte Gruppe los. Da wurden wir von unserem Reiseführer-Dream-Team mit einem Kleinbus eingesammelt. Begrüßt wurden wir mit dem ersten Schnee in Jakutsk. Mit einem Kater vom Vorabend im Gepäck ging die abenteuerliche Fahrt los. Immer wenn man dachte, die Straßen können nicht noch schlechter, nicht noch holpriger, nicht noch unbezwingbarer werden, wurde man eines besseren belehrt. Wenn einem nicht sowieso schon schlecht war vom trinkreichen Vorabend, dann drehte sich spätestens während der Fahrt der Magen um. So war es auch wenig verwunderlich, dass wir bei jedem Halt die Plätze tauschten, da besonders die Bauchregion der hinteren Sitzreihe schwer mit den Gegebenheiten der Straße zu kämpfen hatte. Es war ein bisschen wie die Reise nach Jerusalem, nur eben im Minibus.

01Doch die zahlreichen kurzen Stopps an kleinen Attraktionen auf der Strecke zur Lena schufen für etwas Abhilfe. Denn die Luft in der Umgebung von Jakutsk ist frisch und rein und tut dem Gemüt einfach nur gut. So wurde u.a. an einem Schrein Halt gemacht, der von vielen Wunschbändern verziert war. Die Legende besagt, dass der Stein an einen Jakuten erinnert, der zu großem Vermögen gelangte und seine große Liebe fand, sein Glück jedoch nicht erfüllt werden konnte, da er sich sein Leben lang Kinder wünschte, aber nie welche bekam. Wer sich also Kinder wünscht, soll den Stein berühren und ein kleines Dankeschön zurücklassen.

Der nächste Halt erfolgte an einem kleinen Dorf am Rande der Lena. Direkt daneben gibt es in den Frühlings- und Sommermonaten einen großen Wasserfall, der in dem Fluss mündet. Als wir zur entsprechenden Stelle gelaufen sind, war von einem Wasserfall jedoch nichts mehr zu sehen. Dafür hatte man einen schönen Ausblick auf die Felsformationen, die das fließende Wasser über die Zeit hinweg hinterlassen hat.02

Danach folgte der schwierigste Teil der Strecke. Von Straßen lässt sich schon gar nicht mehr sprechen. Feldwege mit Spuren von Geländewagen, die sich ihren eigenen Weg gesucht haben, trifft es schon eher. So auch unser wagemutiger Fahrer, der matschigen Schlammwegen und eisigen Rutschstreifen trotzte und mit seinem Minibus (man betone: kein Vierradantrieb!) querbeet zwischen Bäumen und Hügeln einen Alternativweg fuhr –und sich a) trotzdem nicht verfahren hat und b) mit all seiner Coolness nicht ein einziges Mal seine Mimik verzogen hat. Man bemerke: Die anderen Mitfahrer haben Blut und Wasser geschwitzt und konnten ihren Augen kaum glauben. Der Fairness halber muss man aber auch dazu sagen, dass man in mehreren Momenten befürchten musste, dass das Auto umkippt, das gute Gefährt stecken bleibt oder der Reifen platzt. Meine größte Sorge war die letzte Option. Denn einen Ersatzreifen gab es nicht.

03Wie dem auch sei. Wir sind heil an unserem Ziel angekommen. Weiter ging es mit einem kleinen Motorboot, das uns quer über die Lena an eine Felsformation brachte, die noch heute mit Bemalungen aus ältester Zeit (Petroglyphen-Felszeichnungen) geschmückt ist. Die so genannten Schischkino-Felsen befinden sich ca. 3 km von dem Dorf Schischkino (in der Nähe der Stadt Katschug) entfernt. Ihre Ornamente sind bemalt mit Menschen- und Tierdarstellungen aus anno dazumal. Die berühmteste Zeichnung ist der „Krieger mit dem Banner“, der seit 1992 das Wappenemblem der Republik Sacha (Jakutien) schmückt.

Von dort aus ging es mit dem Motorboot weiter zu den Lena-Pfählen, an deren Fuß kleine Holz-Jurten die Einnahme eines windgeschützten Imbiss erlaubten und der vom kalten Bootswind verfrorene Körper durch ein paar Hochprozentige wieder etwas an Wärme gewann. Denn was folgte war eine Wanderung hoch auf die Felsen, die (abgesehen von der Bärengefahr!) am Ende einen ganz wunderbaren Ausblick über den großen Fluss eröffnete und den anstrengenden Aufstieg damit wieder gut machen konnte. Von dort aus sah man einen kleinen abgeschiedenen Fels inmitten zahlreicher Nadelbäume. Auch hierzu gibt es eine Legende, die uns unser netter Reiseführer natürlich nicht vorenthielt: Die Tochter eines Schamanen hat sich in einen Jungen aus dem Nachbardorf verliebt. Da der Vater des Mädchens mit der Liebe zwischen den beiden nicht einverstanden war, haben sich das Mädchen und der Junge aus dem Nachbardorf an einem geheimen Ort zu einem heimlichen Treffen verabredet. Doch der Schamane fand heraus, wo die beiden sich treffen wollten und beschwor einen schweren Sturm, der den Jungen mit sich riss und tötete. Das Mädchen war darüber so traurig, dass ihre Tränen den Fluss füllten und sie sich zu einem einsamen Stein verwandelte. Und wenn eine Frau noch immer nicht ihre große Liebe gefunden hat, so soll sie an diesen Stein wandern und ihn berühren. Dann würde sie endlich ihre Liebe treffen! (Leider wollte keiner mit mir hinwandern… hatte sich wahrscheinlich erübrigt, nachdem sich alle an dem anderen Schrein schon Kinder herbei wünschten 😉 ). 07

Auch wenn der Ausflug bis Mitternacht dauerte, so hat sich doch jedes Minütchen für diese wunderbare Abwechslung in die Natur gelohnt! Vor allem um die beeindruckende Landschaft noch einmal „nackt“ zu sehen bevor sie unter einer meterdicken Schneehülle verschwindet und erst im späten Frühjahr wieder ihr Gesicht zeigen wird… worauf ich mich aber auch schon sehr freue! Jetzt darf der Winter kommen!

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С ДНЕМ ПЕРВОКУРСНИКА!

20.09.2014

Begrüßung der Freshman

Anders als an deutschen Universitäten werden die Studienanfänger in Jakutsk mit einer großen Feier begrüßt. Zunächst beginnt die Zeremonie mit einem Schwur, den sie leisten müssen. Da ich noch immer nicht viel Russisch verstehe, kann ich nur wiedergeben, was mir übersetzt wurde. Irgendetwas mit immer ehrlich sein, sich anstrengen und sich bemühen sein Studium ernst zu nehmen etc. Sehr vorbildlich! Nach dem Schwur stellen sich neben den einzelnen Fakultäten und Instituten, auch studentische Gruppierungen vor. (Schätzungsweise sind alle Studenten der Universität an der Begrüßungszeremonie beteiligt. Jedenfalls war zwischenzeitlich das Sportfeld fast ausgefüllt 😉 ) Regionale Politiker sowie die Leiterin der Universität halten Willkommensreden ab, die Sportler führten ihr Können vor, es wird getanzt und gefeiert! Eine wahrhaftige Unterhaltung! Da wäre ich auch gern wieder Studienanfängerin 😉

Danach gibt es natürlich eine gigantisch große Party für die alten und neuen Studenten. Leider werden Lehrer auf solchen Feierlichkeiten weniger gern gesehen… Und am Ende des aufregenden Tages (wer hätte es gedacht) gibt es ein…

….Feuerwerk!

Ein Meer von Eindrücken…

19.09.2014

Die zweite Woche in Jakutsk.

Ist man in ein anderes Land gekehrt und wird dort einige Monate verbringen, muss man zunächst sein neues Leben ordnen. Das ist gar nicht so einfach, wenn man bedenkt wie viele Eindrücke in den ersten Wochen auf einen einprasseln. Dann passiert in einer Woche so viel, dass in der Flut der Eindrücke das ein oder andere Erlebnis untergeht. Vor allem wenn man sich nicht nur neu orientieren und die Stadt kennenlernen muss, sondern direkt mit der Arbeit beginnt. Dann auch noch eine Tätigkeit, die man so noch nicht ausgeführt hat. Aber hat man erstmal die anfängliche Schockstarre überwunden, kann man sich gut auf das Neue einlassen. Seht selbst.

Vieles lässt sich leider mit Worten nur schwer beschreiben. Aber damit ihr euch trotzdem eine Vorstellung von meinem neuen Leben im Fernen Osten machen könnt, folgt in diesem Artikel eine Flut von Bildern von Ereignissen der vergangenen letzten Woche…

Beginnen wir mit meinem Zimmer, das allmählich Form annimmt…

Ja, ich habe tatsächlich drei Betten im Zimmer stehen und ja, ich bin nur mit einem Gepäckstück eingereist und trotzdem ist das Zimmer schon wieder ziemlich voll. Will gar nicht daran denken, wie ich das jemals wieder nach Deutschland kriegen soll… Und ja, ich habe nun einen 19 Liter Wasserkanister. Mal schauen wie lange der reichen wird. Ob es in dieser Größe auch einen Kanister mit Bier gibt? Ich werde es herausfinden. Jedenfalls bin ich froh, dass man solch einen Kanister einfach bestellen kann und dieser dann bis ins Zimmer gebracht wird. Dann muss ich wenigstens nicht (wie manch anderer, der über den Winter in einem jakutischen Dorf gelebt hat) mit einer Axt aus Eisblöcken mein Wasser „schlagen“…

Nachdem das Zimmer halbwegs eingerichtet war, gab es genügend Zeit um sich meiner größten Sorge zu widmen: dem Essen. Und so ging es auf den Markt, auf welchem in den Sommermonaten frisches Obst und Gemüse aus der Region und in den Wintermonaten vor allem gefrorener Fisch angeboten wird. Der Gang zum Markt war ein voller Erfolg: Es gab Honig, Waldbeeren, Nüsse, getrocknete Feigen, Käse, jede Menge Gemüse –also alles was das Herz begehrt. Warum nur kann es das nicht das ganze Jahr über geben? Jedenfalls muss ich dringend nochmal mit dem großen Rucksack dort hingehen, um mich für die kommende Zeit einzudecken. Eine große Gefriertruhe haben wir in unserer Lehrerwohnung. Und wenn die nicht reicht, wird man bald schon den Balkon für Gefrierzwecke verwenden können.

 

Sonntag war ein ganz wunderbarer Tag. Denn es war Stadtfest. Gefeiert wurde der Geburtstag der Stadt Jakutsk. 382 Jahre. In der Altstadt und auf dem Leninplatz gab es jede Menge Futterstände mit jakutischen und anderen Schlemmereien. Sogar für die Vegetarier war etwas dabei! Außerdem hat man einen tollen ersten Eindruck von der traditionellen jakutischen Kleidung erhalten können. Als dann auch noch blauer Himmel war und die Sonne auf uns geschienen hat und wir ohne Jacken herumgehen konnten, war der Tag perfekt!

 

Aber der Tag sollte noch perfekter werden. Denn am Abend gab es ein großes, großes Stadtfeuerwerk. Sehr beeindruckend! Anscheinend machen die Jakuten ganz gerne Feuerwerke. Angeblich zu jedem Fest, das sie feiern. So ist es auch wenig verwunderlich, dass die Studenten ein Bild mit Feuerwerk nicht automatisch mit Silvester assoziieren…

Hier ein paar Eindrücke von dem Prachtwerk. Da ich jedoch zum ersten Mal mit meiner Spiegelreflex ein Feuerwerk fotografiert habe und noch dazu ohne Stativ sieht das alles ziemlich abgefahren aus 😉

Nach dem wunderbaren Wochenende startete die Woche mit einem ersten international Dinner. Serviert wurden selbstgemachte japanische Köstlichkeiten. Mmhh jamm jamm!

Dummerweise sind meine japanischen Freunde nun ganz neugierig auf deutsche Kochkunst. Ich hab sie schon vorgewarnt, dass sie vermutlich eher enttäuscht sein werden von meiner vegetarischen deutschen Küche… Man wird sehen. 😉

Einmal um die Welt und wieder zurück…

Wie viele Kilometer legt man eigentlich zurück, wenn man als Robert-Bosch-Lektor ein Jahr lang im östlichen Teil der Welt unterwegs ist? Das werde ich an dieser Stelle festhalten und stets um weitere Ausflüge und Reisen ergänzen -bis zur endgültigen Summe.

Bewerbungsgespräch:

Berlin – Stuttgart – Berlin:               1.024,26 km

Vorbereitungsseminar:

Berlin – Kreisau – Berlin:                     577,22 km

Sommerakademie:

Berlin – Stuttgart:                               512,13 km

Stuttgart – Karlsruhe:                          62, 34 km

Anreise Einsatzstelle:

Karlsruhe – Moskau:                          2.100,75 km

Moskau – Jakutsk:                             4.883,06 km

Kulturmittlertreffen Nowosibirsk:

Jakutsk – Irkutsk                             1.859,54 km

Irkutsk – Nowosibirsk                       1.435,89 km

Nowosibirsk – Jakutsk                      2.758,21 km

Herbstakademie Wladiwostok:

Jakutsk – Irkutsk                           1.859,54 km

Irkutsk – Blagoweschtschensk         1.623,59 km

Blagoweschtschensk – Chabarowsk    582,37 km

Chabarowsk – Wladiwostok               643,06 km

Wladiwostok – Chabarowsk               643,06 km

Chabarowsk – Jakutsk                    1.544,34 km

Weihnachtsurlaub:

Jakutsk – Moskau                             4.883,06 km

Moskau – Berlin                               1.608,23 km

Frankfurt am Main – Moskau              2.331,32 km

Moskau – Jakutsk                             4.883,06 km

Lesereise Katerina Poladjan:

Jakutsk – Nowosibirsk                     2.758,21 km

Nowosibirsk – Ulan-Ude                   1.663,51 km

Ulan-Ude – Jakutsk                         1.742, 09 km

  — — Zwischensumme:                  40.355, 25 km 

Einmal die Welt umrundet!  

(innerhalb von nur 6 Monaten…) — — 

Frühjahrsakademie China:

Jakutsk – Peking                              2.620,31 km

Peking – Chengdu                            1.517,79 km

Chengdu – Pengshan                          54,91 km

Pengshan – Chengdu                          54,91 km

Chengdu – Shanghai                        1.659, 60 km

Shanghai – Peking                          1.067, 21 km

Peking – Jakutsk                             2.620,31 km

Zwischensumme:                         49.950,29 km

 

Wo fang‘ ich an, wo hör‘ ich auf…

12.09.2014

In Georgien würde ich nun sagen: Vaime! – Oh weh!

Wo soll ich nur anfangen!

Erst eine Woche ist vergangen und ich habe gefühlt schon 1000 Dinge zu berichten.

Nach meiner wirklich anstrengenden Anreise habe ich zunächst ein paar Tage gebraucht, um überhaupt zu realisieren, dass ich nun tatsächlich weg bin und wo ich da eigentlich gelandet bin. Zunächst hat mir tatsächlich der Jetlag sehr zu schaffen gemacht. Mittags war ich hundemüde und nachts hellwach. Es hat gute drei Tage mit extrem wenig Schlaf gebraucht, bis sich mein Körper an die Umstellung gewöhnt hatte.

Die erste Dusche

Wenn ich müde bin, ist mit mir erstmal nur wenig anzufangen. Zumindest bis zur morgendlichen Dusche, meinem ersten Kaffee und meiner Kippe. Da ich bereits in der ersten Nacht unheimlich gefroren habe, da man im Wohnheim keine richtigen Schlafdecken zur Verfügung hat, wollte ich den Tag zumindest mit einer heißen Dusche beginnen. Na wenn das mal so einfach wäre… Ich gehe in die Frauendusche, nehme die Brause in die Hand und –flutsch!, wie soll es auch anders sein– der Duschkopf fällt ab. Na toll! Also gut, denke ich mir. Nicht aufregen, einfach versuchen dran zu schrauben. Wird schon irgendwie halten. Tut es nicht. Ok, dann eben ab in die Männerkabine daneben. Vielleicht geht es dort. Die Brause hält. Eiskaltes, braunes Wasser kommt heraus. Das darf nicht wahr sein!, brodele ich innerlich. Erster Tag und direkt kalt duschen. Was für ein Start!

Die erste Erkältung

Noch keine Woche hier und schon erkältet. Das kann ja ein lustiger Winter werden! Aber irgendwie auch wenig verwunderlich, dass mein Körper nach all den Vorbereitungen und stressigen Situationen bis in die letzte Sekunde über nun ziemlich geplättet und erschöpft ist. Nur etwas blöd meine Zeit in Jakutsk mit triefender Nase zu beginnen, wenn hier Nase putzen in der Öffentlichkeit strengstens untersagt ist. Im Unterricht ist es auch nicht gerade angenehm vor den Studenten zu stehen und alle zehn Sekunden die Nase hochzuziehen oder ab und zu doch ganz schnell mal ein Taschentuch zu benutzen. Eieiei… Was für ein Start!

Aber Hauptsache die Heizung wird in zwei Wochen endlich angemacht. Dann friert man zumindest nicht mehr und das Erkältungsrisiko dürfte sich etwas verringern. Zum Glück konnte ich schon meine Winterkleider, die ich mir von Deutschland aus vorgeschickt habe, endlich einsammeln.

Meine ersten Pakete

Nachdem ich meinen Flug gebucht habe und ich (aus welchen Gründen auch immer) kein zweites Gepäckstück dazu buchen durfte, stand ich vor der großen Schwierigkeit, wie ich all meine Sachen nun nach Jakutsk bringen sollte.

So sah mein Päckchen nach seiner Reise bis nach Russland aus... aber gefehlt hat nichts!

Mein Paketchen

Selbst die Vakuumtüten würden diesem Problem keine Abhilfe verschaffen können. Wenn man in die kälteste Stadt der Welt geht, benötigt man einfach jede Menge Wintersachen. Also muss das Zeug irgendwie auf anderem Wege dort hingelangen. Und wie am besten? Per Post! Also ab zu DHL ein 19 kg schweres Paket und einen 11 kg schweren Koffer aufgeben. In zwei Wochen würde das dann schon in Jakutsk ankommen –noch vor mir! Das konnte ich nicht glauben. Alle Russland Erfahrene, die ich bisher getroffen habe, berichteten vom Gegenteil: Mal war das Paket wochenlang unterwegs, mal vollkommen verschollen und ein andermal kam nur die Hälfte des Inhalts an. Aber wie dem auch sei. Ich war froh drum. Die einzige Schwierigkeit: Es steckte im Zoll fest. Also kaum angekommen musste ich mich irgendwie auf die Suche nach meinem Paket machen. Die Winterklamotten, die Gastgeschenke, die Unterrichtsmaterialien,… vor allem aber der Kaffee…. das war schon alles dringend benötigt! Zum Glück sind die Ansprechpersonen im International Office sehr hilfsbereit. Also haben wir uns für einen Nachmittag verabredet um uns gemeinsam auf die Suche nach dem Paket zu machen. Das hat dann auch nur volle zwei Stunden, mehrere Fahrten mit dem Taxi der Universität quer durch die Stadt und vier voll beschäftigte Menschlein benötigt. So einfach bekommt man in Russland seine Pakete!

Selbstversorgung

Es gibt mehrere Gründe, warum ich mich in den kommenden Monaten primär von selbstzubereitetem Essen ernähren werden muss. Erstens, Vegetarier sind im hohen Norden des Fernen Ostens noch kaum verbreitet und entsprechend sieht das Angebot auf den Speisekarten aus: Fleisch, Fleisch und… ach ja, Fisch. Mich überrascht es, dass es der Ausdruck „vegetarisch“ überhaupt schon in die russische Sprache geschafft hat. Zweitens, selbst wenn es ein Angebot an vegetarischer Küche in Restaurants gäbe, dann wäre es unbezahlbar. Essen bzw. generell ausgehen kann man sich in Jakutsk einfach nicht leisten. Drittens, die in der Mensa angebotenen Gerichte, die tatsächlich bezahlbar wären, sind geschmacklich leider unerträglich. Erst wenn der Salzstreuer bis zur Hälfte übergeleert wurde, erhält man ein kleines bisschen Geschmack. Das Salz im Norden schmeckt einfach nicht nach Salz. Das war in Finnland auch schon so. Das schreit nach einer dringenden wissenschaftlichen Untersuchung!

Wo war ich stehen geblieben? Ach ja. Fünftens, uns bekannte Fast-Food-Ketten bzw. Food-to-go jeglicher Art gibt es hier nicht. Also was bleibt? Genau! Die Selbstversorgung.

Doch selbst das erweist sich als schwierig. Denn die Supermärkte hier sind nicht zu vergleichen mit jenen, die wir gewohnt sind. Es gibt zwar welche, aber die Auswahl ist mehr als gering. Das europäische Überangebot, das uns bei der Produktwahl durch und durch ins Schwanken bringt, existiert hier leider nicht. Und das auch unabhängig von den derzeitigen Einfuhrverboten europäischer Produkte. Scheinbare Billigprodukte wie Dosenware oder Scheiblettenkäse kosten hier ein halbes Vermögen. Ganz zu schweigen von richtigem Käse. Das kenne ich zwar auch schon aus Georgien und Finnland, aber hier ist es nochmals teurer.

Eigentlich hatte ich mich schon auf ein Jahr Nudeln mit Tomatensoße eingestellt. Aber noch nicht einmal Tomatensoße lässt sich auftreiben! Das kann ja noch heiter werden! Mittlerweile fürchte ich nicht mehr den Kältetod, sondern vielmehr einen bevorstehenden Hungertod….

Money money money

Money money money

Entspannt einkaufen. Von wegen!

Neulich wollte ich mir mal einen anderen Supermarkt anschauen, um dessen Sortiment abzuchecken. Nur leider wurde das gemütliche durch die Regale taumeln vollkommen unentspannt, nachdem einer der Verkäufer sich dazu entschlossen hatte mich auf Schritt und Tritt zu verfolgen, um ja zu kontrollieren, dass ich nichts stehle. Von solchen Erlebnissen habe ich schon öfters aus dem östlichen Teil Europas gehört, aber es selbst noch nie erlebt. Bis zu diesem Tag. Ab sofort werde ich nur noch in den Supermarkt meines Vertrauens gehen. Da kann man noch entspannt und unbeobachtet seine wenigen Produktlein einkaufen.

Kein Platz für Genussmenschen

Dass es in Russland allgemein, aber in Jakutsk im speziellen für Vegetarier schwierig werden würde, war mir durchaus bewusst. Aber zumindest hatte ich die Vorstellung eines Raucher und Trinker freundlichen Russlands im Kopf. Von wegen! In Jakutsk herrscht seit zwei Jahren ein strenges Rauchverbot, das tatsächlich auch eingehalten wird. In der Studentenstadt, in welcher ich mich fast ausschließlich aufhalte, darf nicht geraucht werden. Nirgends! Und ich meine NIRGENDS! So kommt es vor, dass man sich wie in der Schule heimlich eine Ecke sucht, um schnell zwei drei Züge zu ziehen und den Rauch so auszupusten, dass er aus keinem umliegenden Winkel gesehen werden kann. Entgegen jeglichen Klischees und Vorurteilen wird hier nicht sonderlich viel getrunken. Auch nicht sonderlich verwunderlich, wenn es keine richtige Ausgehkultur gibt…

Und was soll ich nun machen? Ich werde hier noch zur fleisch- und fischfutternden im Pelzmantel gehüllten, high heels tragenden Chica, die lieber gemütlich mit ihrem Mann auf dem Sofa sitzt als ordentlich auf den Putz zu hauen. Wäre ein größerer Kontrast zu meinem bisherigen Dasein überhaupt noch möglich?

Sprache lernen –wozu?!

Zugegeben. Ohne Russisch-Kenntnisse ist man hier einfach aufgeschmissen. Das war mir vor meiner Ausreise durchaus bewusst. Aber die Zeit hat es einfach nicht hergegeben mir zumindest das Alphabet und einige Grundfloskeln anzueignen. Das macht die Sache nicht gerade einfacher. Selbst die internationalen Studenten, die mit mir im Wohnheim wohnen, sprechen mehr Russisch als Englisch. Deshalb muss ich mich nun wirklich schnell an Russisch setzen! Ab nächsten Montag werde ich endlich einen Russisch-Kurs besuchen. Und das dann jeden Tag für drei Stunden. Das sollte doch ein Anfang sein.

Und bis dahin wird weiter die Kunst der nonverbalen Kommunikation geübt. Man mag es kaum glauben, aber es funktioniert tatsächlich. So ging die Freundin eines Kollegen mit mir ein paar Dinge für mein Wohnheimzimmer einkaufen. Sie konnte nur auf Russisch und Jakutisch kommunizieren, ich nur auf Deutsch und Englisch. Am Ende verständigten wir uns nonverbal. Spätestens nach diesem Jahr werde ich ein Meister der Pantomime sein!

Alles andere

Obwohl ich mir sicher war, dass ich bis ins letzte Detail an alles gedacht habe, hat dennoch das ein oder andere im Gepäck gefehlt. Nur für das nicht mitgebrachte Hochschulzeugnis konnte ich nichts. So war ich davon ausgegangen, dass die eingescannte Version für die Erstellung meines Arbeitsvertrags an der Uni ausreichen würde. Dem war leider nicht so. Seit neuestem hätte man gern eine beglaubigte Kopie und das Original. Darüber hinaus muss der Reisepass von einer russischen Behörde beglaubigt werden. Und weil das alles noch nicht genügt, muss auch noch mein Zeugnis Wort für Wort auf Russisch übersetzt und anschließend –wer hätte es gedacht– beglaubigt werden. Zum Glück kann mir ein netter Mitbewohner aus dem Studentenwohnheim meine Unterlagen von seinem derzeitigen Deutschlandbesuch mitbringen. Denn auch wenn mein Gepäck sicher und unbeschadet in Russland angekommen ist, möchte ich doch nur ungern mein Original-Abschlusszeugnis um die halbe Welt schicken…

So viel zu meiner ersten Woche. Der Unterricht hat zwar auch schon begonnen, aber die dazugehörenden Stories wird es zu gegebener Zeit an anderer Stelle dieses Blogs geben.

Erster Eindruck von Jakutsk

10.09.2014

Hier noch schnell ein paar Eindrücke von Jakutsk bei gutem Wetter und noch ohne Schnee. Das wird sich schon bald ändern 😉

Puh! Geschafft!

06.09.2014

Puh! Endlich angekommen!

Wer hätte es gedacht? Nach all den Strapazen und Turbulenzen bin ich doch tatsächlich in Jakutsk angekommen.

Das ist gar nicht so selbstverständlich, nachdem sich schon allein die Buchung meines Fluges als erstes „Projekt“ entpuppt hatte. Zunächst gab es keine sonderlich große Auswahl an Flügen von Frankfurt nach Jakutsk (welch Überraschung). Als ich dann endlich einen zeitlich passenden, aber vor allem bezahlbaren Flug gefunden habe, konnte ich diesen nur leider nicht online buchen. Die Airline-Seite wollte mein Geld einfach nicht haben und hat immer wieder während des Bezahlvorgangs abgebrochen. Nachdem ich schon gefühlte acht Plätze gebucht hatte und ich schon eine gigantische Rechnung vor mir sah, trat schließlich doch die Vernunft ein und suchte nach anderen Buchungsmöglichkeiten. Dumm nur, dass der Flug im Internet sonst nirgends mehr existierte. Spooky! Schließlich hab ich jedoch Kontaktdaten der russischen Airline in Deutschland gefunden und konnte dort anrufen. Ich erklärte das Problem. Eine Lösung gab es nicht. Also musste ich wohl oder übel meine Reisedaten telefonisch durchgeben und auf klassisch altmodische Art und Weise meinen Flug buchen. Nachdem die nette Dame alles fertig gemacht und mir nur noch die Bestätigung per Email schicken wollte, erwähnte sie nochmal eben den Preis des Tickets. Überraschenderweise war dieses um 200 € günstiger geworden. Scheinbar sind Tickets bei telefonischer Buchung deutlich günstiger. Von wegen. In der Email hab ich schnell den Fehler entdeckt. Die gute Frau hat mir keinen Flug nach Jakutsk, sondern nach Irkutsk gebucht. Kein Wunder. Nach Irkutsk, der Stadt am Baikalsee, dem größten Süßwassersee der Erde, hat der deutsche Tourist durchaus einen Grund hinzufliegen. Aber warum um alles in der Welt soll eine junge Deutsche freiwillig in die kälteste Stadt der Welt fliegen? Wie dem auch sei. Ich machte die nette Frau direkt auf die Fehlbuchung aufmerksam. Dumm nur, dass inzwischen alle anderen Flüge nach Jakutsk ausgebucht waren. Ärgerlich! Da komm ich sowieso schon eine Woche nach dem Beginn des akademischen Jahres und dann soll es nochmal später werden, weil es einfach keinen Platz mehr für mich im Flieger geben soll. Doch die Dame hat meine Verzweiflung zur Kenntnis genommen und mir versprochen sich nochmal bei mir zu melden, falls eine Reservierung erlischt. Lange Rede, kurzer Sinn: Einen Tag später hat sie mir den letzten Platz für meine große Reise nach Jakutsk buchen können. Puh!

Doch es wäre ja all zu langweilig, wenn meine weiteren Vorbereitungen reibungslos abgelaufen wären. Weiter ging es zum Beispiel damit, dass ich eigentlich all meine Arztuntersuchungen endlich abgeschlossen geglaubt habe, ich (nachdem ich meinen Umzug aus Berlin endlich hinter mir hatte) die naive Vorstellung hatte, nun endlich etwas herunterkommen und meine letzten Tage in der Heimat genießen zu können. Von wegen! Als ich die Bescheinigung meines Arztes für das „Go!“ nach Jakutsk abholen wollte, teilte dieser mir netterweise mit, dass er mir das Go doch nicht geben kann und ich entweder noch im Krankenhaus eine weitere Untersuchung durchführen lasse oder ich auf eigenes Risiko gehe. Tja, wäre das mal keine Untersuchung unter leichter Narkose und mit Terminvergabe von mindestens sechs Wochen im Voraus. Zum Glück hatte die entsprechende Arzthelferin die Dringlichkeit der Lage erkannt und mir noch einen Termin einen Tag vor Abflug gegeben. Also nochmal schnell ins Krankenhaus, unter Narkose versetzen lassen, leicht neben der Spur wieder ein Punkt von der To do Liste abhaken können und weiter geht’s.

Einen Tag vor der Abreise gab es nun wirklich nichts mehr zu erledigen. Die beiden Rucksäcke waren inzwischen gepackt, den meisten Freunden wurde bereits Adieu! gewünscht, die Tickets waren ausgedruckt. Nun hieß es endlich mal chillen und die letzten Stunden mit der Family genießen. Es ging früh ins Bett, denn es musste auch früh wieder raus. Um sechs Uhr klingelte der Wecker. Ich steh auf, greife nach meiner Brille und halte einen Bügel in der Hand. Das kann doch nicht wahr sein! Ausgerechnet jetzt! Am Montag war ich noch beim Optiker und habe meine Brille kontrollieren lassen. Und jetzt, wenige Stunden vor Abflug, halte ich einen abgebrochenen Bügel in der Hand. Das muss einfach ein schlechter Scherz sein! Überraschenderweise trat selbst in diesem Moment kein Moment der Panik auf. Im Gegenteil. Irgendwie passte das ins Bild zu all meinen bisherigen Vorbereitungen und Erledigungen, Hindernissen und Hürden. Das Problem war bloß, dass mein Optiker erst um 9 Uhr öffnen würde. Um die Uhrzeit wäre ich jedoch schon längst auf dem Weg zum Flughafen. Aber man kann’s ja mal probieren und `ne Stunde vor Öffnungszeit anrufen –in der Hoffnung, dass er vielleicht doch schon offen hat. Und tatsächlich! Jemand nimmt ab! SOS! Ich darf vorbeikommen! Die Rettung! Eigentlich. Um meinen Bügel wieder zu befestigen, müssten sie meine Brille einschicken. Geht nicht. Plan B: Eine ähnliche Brille suchen, mir einen Bügel davon ersatzweise dran schrauben. Nun hab ich an meiner eigentlich braunen Brille einen braunen und jetzt noch einen schwarzen Bügel. Trendsetter? Vielleicht. Zumindest eine gelungene Übergangslösung bis ich an Weihnachten wiederkomme, der passende Bügel für meine Brille bestellt wurde und wieder dran gemacht werden kann.

Weiter geht’s. Fahrt Richtung Flughafen Frankfurt am Main. Der Radio ist übersät mit Hinweisen, dass die Lufthansa streiken wird. Schon seit Tagen wurden Streiks der Piloten angekündigt. Ausgerechnet mein Flug nach Moskau wird durch die Lufthansa durchgeführt. Aber Glück im Unglück: Es wird erst ab 17.00 Uhr gestreikt. Bis dahin werde ich schon in Moskau sein. Puh!

Ab in den Flieger – Part I: Frankfurt am Main. 22°C. Die Sonne scheint. Ich sitze weit hinten im Flieger am Fenster. Der Flieger ist nicht ausgebucht, aber jede Menge Russen ballen sich im hinteren Teil des Fliegers. Die Herren haben Durst. Die Herren wissen, dass man bei Lufthansa so viel kostenlos süffeln kann wie man möchte. Also wird das auch schamlos ausgenutzt. Ein Bier nach dem anderen wird geleert. Stimmung kommt auf. Eine lange Schlange vor der Toilette bildet sich. Keine 30 Minuten Flugzeit später: Das Bier ist alle. Warum nur kommt mir das so unglaublich bekannt vor? Ach ja, auf meinem Flug nach Georgien mit Lufthansa legten die georgischen Männer genau das gleiche Verhalten an den Tag. Aber auch ich behielt meine Reisegewohnheit von früher bei und erfreute mich über ein Weißweinchen. Das gönn ich mir!

So, die erste Zeitzone wurde überflogen. Ankunft in Moskau. 24°C. Die Sonne scheint. Nächstes Problem: Für mein heiliges Gepäck mit all meinem Hab und Gut wird in Moskau kein Transfer stattfinden. Keiner weiß warum. Aber ich muss dort nochmal komplett aus- und wieder neu einchecken. Da können drei Stunden bei einem solch großen Flughafen durchaus knapp werden. Also schnell, schnell aus dem Flieger raus und schnell, schnell wieder einchecken. Hier bestätigt sich schon meine größte Befürchtung: Ohne Russisch-Kenntnisse werd` ich einfach nicht weit kommen. Zwar sind alle Schilder am Flughafen auch auf Englisch ausgeschildert, aber die Kommunikation mit dem Personal erfolgt auf Russisch. Doch dank meiner grandiosen Ganzkörper-Sprachkenntnisse habe ich sowohl den Check-in als auch die Sicherheitskontrollen wohl überstanden.

Ab in den nächsten Flieger – Part II: Ein Flug über sechs Zeitzonen hinweg. Vom Tag über die Nacht in den nächsten Tag. Nun muss ich mich tatsächlich nur noch in den Flieger setzen und mein Nachtflug in die ferne Zukunft kann beginnen. Doch auch hier sollte nicht alles reibungslos funktionieren. So habe ich mir extra einen Platz am Fenster ergattert, damit ich während des Flugs einen Blick über Russland habe und mir einen ersten Eindruck vom Land machen kann. Und was ist? Natürlich sitzt jemand auf meinem Platz und versucht mir auf Russisch beizubringen, warum. Ich hab natürlich keine Ahnung und frage verzweifelt die Stewardess, ob sie übersetzen kann. Nach einer viertel Stunde im Flugzeuggang herumstehen und Weg blockieren, gebe ich auf und setze mich notgedrungen an den Gangplatz. Für einen kurzen Moment bin ich zutiefst genervt. Alternativplan: Dann schlafe ich einfach und Ruhe mich aus. Von wegen! Hinter mir, vor mir, schräg vor und hinter mir: Kinder. Jede Menge Kinder im Flugzeug. Man hätte meinen können, dass ich mich inmitten eines Klassenausflugs nach Sibirien befunden hätte. Das kann ja heiter werden! Natürlich bollert das Kind hinter mir artig gegen meinen Sitzplatz (wie soll es auch anders sein). Neben mir ein Pärchen, das es doch tatsächlich geschafft hat sechseinhalb Flugstunden durchzuquasseln! Anscheinend befanden sich die beiden ebenfalls auf einem Familienausflug, denn sie unterhielten sich lautstark quer durch den Flieger mit anderen Reisenden. Zwischendurch wurden sie von ihren Mitreisenden besucht. Der ein oder andere hat sich dazu auch gerne über mich gebeugt und halb auf mich gelehnt während ich mich schlafend gestellt habe. Und noch einmal: Lange Rede, kurzer Sinn: Ich habe keine Sekunde lang schlafen können und war einfach nur komplett durch bei meiner Ankunft in Jakutsk.

Ankunft in Jakutsk. 5°C. Der Himmel ist bedeckt. Es ist trist. Der erste Eindruck passt zu meiner Vorstellung von der kältesten Stadt der Welt mit dem ewigen Winter. Ich ziehe meine Winterjacke an. Am Flughafen konnte ich zwar nicht von meinem Tandem abgeholt werden, da dieser leider kurzfristig verhindert war, dafür jedoch von seinen Studenten, die über alles Bescheid wussten. Die drei Lieben organisierten ein Taxi für die Fahrt in die Stadt, kauften mir eine SIM-Karte mit Internet, brachten mich zum Wohnheim, zeigten mir das Uni-Gebäude und die Cafeteria. Ich folgte und hörte aufmerksam zu. Doch die Zeitverschiebung und der akute Schlafmangel der vergangenen Tage beeinträchtigten mein Auffassungsvermögen enorm. Schließlich musste ich erstmal ein kleines Mittagsschläfchen abhalten, um wieder zu Kräften zu kommen. Da dieser Artikel direkt im Anschluss entstanden ist, endet dieser nun. (Jetzt ist wieder Zeit für weitere Erlebnisse und Eindrücke 😉

 

Der Countdown läuft…

04.09.2014

Nun ist es fast soweit. Morgen geht die große Reise in ein anderes Land, in eine andere Kultur, in ein anderes, neues Leben los! Da man dann doch einiges hinter sich lässt (vor allem gute und lieb gewonnene Freunde und Familie), das man hier und da sicherlich sehr vermissen wird und man sich vermutlich des Öfteren die Frage stellen muss, ob man denn tatsächlich die richtige Entscheidung getroffen hat, war es für mich besonders wichtig in den letzten zwei Wochen nochmal so richtig die Heimat und Umgebung zu genießen und Abschied zu nehmen. (Auch wenn ich an Weihnachten schon wieder eintrudel und friends and family wieder mit meiner Anwesenheit beglücken darf… so war es doch wichtig einen richtigen Schnitt zu machen, um einen neuen Lebensabschnitt beginnen zu können!)

Nachfolgend ein paar kleine Eindrücke von den letzten beiden Wochen in der Heimat:

(Zu sehen gibt es u.a. die wunderschöne Pfalz in all ihrer Pracht, den botanischen Garten in Karlsruhe, den Baggersee in Otterstadt, die Burg Hohenzollern bei Tübingen und Hagenau im schönen Elsass)

Putin Arrives in Yakutsk to Participate in Meeting on Development of Russia’s Far East | Politics | RIA Novosti

01.09.2014
Na hätte ich gewusst, dass der Herr Präsident persönlich das Studienjahr an meiner künftigen Arbeitsstelle eröffnet, wär ich doch glatt schon eher angereist. Da hätte man ja durchaus mal nen Vodka zusammen trinken können…

http://en.ria.ru/politics/20140901/192514597/Putin-Arrives-in-Yakutsk-to-Participate-in-Meeting-on.html