09. Mai 2015 – 70 Jahre Sieg

День Победы

Pünktlich zum großen 70-jährigen Jubiläum wurde die Stadt aufgefrischt und an manchen Stellen, so zum Beispiel vor unserem Wohnheim, noch weitere Denkmäler für den Großen Vaterländischen Krieg errichtet.

Obwohl Jakutien sonst nicht wirklich Russland zu sein scheint, wurden in der ganzen Stadt große Banner verteilt, die auf die Jubiläumsfeier aufmerksam machten. Übersehen oder gar ignorieren konnte man sie nicht. Das Ereignis war publik. Die Erwartungen waren groß.

Während in Deutschland der 08. Mai als Gedenktag an die Befreiung und an das Ende des Zweiten Weltkrieges „gefeiert“ wird, gilt der 09. Mai* in Russland und anderen postsowjetischen Staaten als Tag des Sieges über das nationalsozialistische Deutschland. Für Russland -als ein wahrlich patriotisch geprägtes Land- der wichtigste Feiertag des Landes. Entsprechend müssen Jubiläen gefeiert werden. In größeren Städten wie Moskau oder Wladiwostok gibt es große Militärparaden. Panzer fahren durch die Stadt, die Luftflotte zeigt Kunststücke, die Marine taucht auf. Ein großes Event für Groß und Klein. Es wird an die Gefallenen des Krieges gedacht, indem Bilder von ihnen an den Feierlichkeiten von den Hinterbliebenen mitgetragen werden. Während des Krieges hatte Russland die größte Anzahl an Opfern. So ist es kaum überraschend, dass jeder Russe mindestens einen Kriegsgefallenen in der Familie hat. Veteranen zeigen ihre Auszeichnungen und Medaillen. Sankt-Georgs-Bänder als Symbol des russischen Nationalbewusstseins (schwarz-orange gestreift) werden verteilt. Kinder werden als Minisoldaten mit Plastikmaschinengewehren ausgestattet. Reden über Reden werden gehalten. Patriotische Lieder schallen durch die gesamte Stadt. Eine wirklich surreale Atmosphäre. Zum Schluss -wie soll es auch anders sein- ein Feuerwerk.

Auch wenn sich die Feierlichkeiten in Jakutsk im Vergleich zu manch anderen Städten wahrlich im Rahmen hielten, erschien mir diese Art von Feierlichkeit wahrlich suspekt… Der Zusammenhalt des Landes, nein, seiner Bevölkerung scheint meines Erachtens vor allem von der patriotischen Erinnerungskultur an die Rolle der UdSSR während des Zweiten Weltkrieges abzuhängen. Ist Russland denn nicht viel mehr als das?

 * Ein Tag später aufgrund der Zeitverschiebung (MEZ) zum Zeitpunkt der Kapitulation gegenüber der Roten Armee und des offiziellen Beginns des Waffenstillstandes.

„Faces of Russian Patriotism“ – ein Dokumentarfilm über eine patriotisch geprägte Erinnerungskultur in Russland. Ein Projekt von meinen Lektorenkollegen aus Tula und Wolgograd. Pünktlich fertiggestellt zur 70-Jahr-Feier. Sehr sehenswert!

https://www.youtube.com/watch?v=RtfF7yHLX9o

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Sacha, der Sommer ist da!

Am 22.05.2015 war es soweit. Der Sommer hat offiziell in der Republik Sacha begonnen. Und obwohl davor und danach noch nachts Schnee gefallen ist, erwacht die Natur allmählich wieder zum Leben. Ende Mai. Das Gras erhält sein Grün zurück, Bäume und Blumen beginnen zu blühen. Allen voran der Frühlingsblüher „под снегом“ – „Unter Schneechen“. Der Name erklärt sich von selbst. Auch wenn noch Schnee liegt, beginnt dieses schöne Blümchen schon zu blühen. In Jakutsk ist der Frühjahrsblüher gelb, im hohen Norden lila und im Osten weiß.

Und um sich auch ein Bild von dem zum Leben erwachenden Jakutsk von oben zu machen, ging es gemeinsam mit ein paar der Studierenden des 3. Studienjahres auf den „Hill of Love“.

Und weil das Wetter nun immer besser wird, kann man durchaus auch einmal einen Tag im Freien verbringen. So zum Beispiel in einem der nahe gelegenen Dörfer – Hamagatta (Хамагатта). Einfach mal die Sonne und die unendliche Stille genießen. Spazieren gehen. Schamanen-Häuser begutachten. Schaschliki machen. Spaß haben. Da werden sogar ein paar Energyzer-Spiele („W(arm)ups“) ausgepackt, die man für seine Auslandsaufenthalte und Lehrtätigkeiten irgendwann einmal gelernt hat – anstelle von Schere, Stein, Papier wird Ritter, Prinzessin, Drache mit Ganzkörpereinsatz gespielt; Schaukelstuhl („Rocking Chair“) oder Flüsterpost deluxe auf Jakutisch, Russisch, Französisch, Japanisch und Deutsch.

 

 

Part IV – Peking – Oder von kleinen Anekdoten

DeSchoTi

Ein Urlauber aus Schottland, eine Backpackerin aus Deutschland und ein Mönch aus Tibet sitzen zusammen und trinken Bier. Was sich nach dem Anfang eines Witzes anhört, hat sich tatsächlich so zugetragen. Gemeinsam auf den Stufen des Eingangs zum Hostel wurde ein chinesisches Bier nach dem anderen geleert und sich eine Fluppe nach der anderen angesteckt. In schläfriger Nachtruhe wurden tiefe philosophische GesprächePeking00 über den buddhistischen Glauben, über den Sinn des Lebens und über unsere große Lebensreise geführt. Und das zusammen mit einem gleichaltrigen Mönchen, der in Tibet ziemlich aus der Reihe tanzt: Ein Künstler, der gerne Bier trinkt, Reggae hört, Gras schmökert und sich einfach nur liebend gerne dem Genuss des Augenblicks hingibt. Genau solche besondere Begegnungen machen das Reisen so kostbar und einzigartig und einfach nur unersetzlich!

Der Tee-Betrug

Nach einer Nacht, die bis in die frühen Morgenstunden anhielt, wage ich mich bei sonnig-heißen 35 Grad noch etwas vernebelt und halbschläfrig auf den Weg Richtung Verbotene Stadt. Nach fast zweieinhalb Wochen immer in wohlbehüteter Kompanie mit den zahlreichen Lektoren-Kollegen zum ersten Mal auf eigene Faust eine chinesische Stadt erkunden. Zum Abschluss habe ich darauf sogar richtig große Lust! Denn inzwischen ist mir China und die chinesische Kultur tatsächlich schon sehr vertraut geworden.

Bis zu dem Moment als ich aus der U-Bahn aussteige, nach dem richtigen Ausgang zur Verbotenen Stadt suche, mich eine Chinesin auf perfektem Englisch anspricht, ich mir dabei weiter nichts denke und erst in den kommenden 60 Minuten eines Besseren belehrt werden sollte. Die Dame und ihre Freundin stellen sich als Englisch-Lehrerinnen vor, die zusammen mit einer Gruppe für das Wochenende nach Peking gereist sind, und sich nun sehr für mich als Deutsch-Lehrerin interessieren. Aus welcher Stadt kommst du? Wo unterrichtest du? Warum in Russland? Wie gefällt es dir? Bist du verheiratet? Hast du Kinder? Definitiv zu viele Fragen für eine halbwache Person, die noch kein Frühstück und noch nicht einmal ihren ersten Kaffee intus hat und dann auch noch mit einem kleinen Hitzeschlag von der prallen Sonne neben dem Verhör zu kämpfen hat. Dazu noch hiesige Menschenmassen, die entgegen kommen, hinter mir und neben mir herlaufen. Ohne jegliche Orientierung.

Lange Rede, kurzer Sinn. Die Damen würden gerne mit mir Tee trinken, obwohl ich noch meinen Kaffee-Becher in der Hand halte. Ich denke mir nichts weiter dabei. Wir gehen in das erste kleine Teehaus. Es ist voll. Wir gehen in das zweite. Das Hinterzimmer ist noch frei. Die Klimaanlage läuft. Es gibt keine Fenster. Künstliches Licht brennt. Es riecht nach abgestandenem Rauch. Die Chinesinnen bestellen zwei Sorten Tee, die ich unbedingt probieren muss. Dazu noch Kekse. Sie reden und trinken, reden und trinken. Alles in einem immensen Tempo. Du hast so schöne Haare! Du hast solch schöne Haut! Deine Fingernägel! Immer wieder betonen sie wie schön ich doch sei. Jetzt werde ich stutzig. Ungewollt sehe ich mich in einem Horrorfilm, in welchem ich gleich in Ohnmacht falle, ich Stunden später wieder zu Bewusstsein komme, mich vor Schmerzen nicht bewegen kann, weil mir eine Niere gestohlen wurde. (Danke liebe Medien für dieses Bild in meinem Kopf!) Ich beobachte, ob die beiden aus den gleichen Kannen trinken wie ich. Meine Tasse lasse ich nicht mehr aus den Augen. Ich ärgere mich, dass ich den Damen so etwas unterstelle. Aber ein Gefühl von Unwohlsein macht sich immer mehr in mir breit. Auch wenn ich noch so vorurteilsfrei und offen sein möchte, kann ich nichts dagegen tun.

Sie bestellen mehr und mehr Tee. Sie stellen mir immer intimere Fragen. Ich möchte gerne gehen. Jetzt wollen sie Wein. Auch das noch! Auf die neue Freundschaft anstoßen! Dankend lehne ich ab. Ich würde jetzt gerne gehen. Ok. Sie bestellen die Rechnung. Soll ich sie nun einladen? Ich komme gar nicht erst dazu meinen Gedanken zu äußern. Wir teilen die Rechnung durch drei. Und plötzlich verstand ich die ganze Chose. 600 Yuan, das sind ungefähr 120 €, also 40 € für jeden. Ein ordentlicher Preis für zwei Kannen Tee, die jeweils einmal neu mit Wasser aufgegossen wurden, und zwei Tellerchen Knabbereien. Soll ich mich zur Wehr setzen? Den Betrug kenntlich machen? Stillschweigend gebe ich das Geld her. Auch wenn es kurz schmerzt, aber ich habe nur noch einen Gedanken und der lautet möglichst schnell hier raus! Sie zeigen mir nun endlich den Weg, wo ich hingehen muss. Auch das war falsch, wie sich später herausstellen sollte.

Wie dem auch sei. Nach jahrelanger Reiserei, unzähligen Begegnungen, nur wenigen skurrilen Situationen, vielmehr Aufeinandertreffen mit hilfsbereiten, gutherzigen Menschen bin nun auch ich auf einen kleinen Betrug hereingefallen. Erst im Nachhinein habe ich erfahren, dass man sich in Peking vor allem vor den so genannten „tea and coffee scamps“ in Acht nehmen solle. Zu spät. Wieder eine Erfahrung und eine kleine Anekdote mehr.

Im Vergleich zu Sichuan und Shanghai muss ich dennoch leider für Peking festhalten, dass man gerne versucht die Touristen übers Ohr zu hauen. Seien es vollkommen überhöhte Taxipreise, zusätzlich entstehende Kosten bei organisierten Peking01Touren, die natürlich kein Trinkgeld sind, sondern ganz plötzlich aus dem Nichts heraus entstehen, oder der Versuch Falschgeld an den Touri zu bringen. Im Gegensatz zu den anderen Städten ist hier (meiner persönlichen Erfahrung nach) mehr Vorsicht geboten – vor allem wenn man alleine unterwegs ist… Peking ist für mich nicht China. Peking ist für mich ein einziger Touristenkäfig.

Die verbotene Frucht – Rauchen auf der Chinesischen Mauer

Über eine Strecke von rund 21.000 Kilometern (nach Angaben des chinesischen Amts für Kulturerbe 2012) –eine Zahl, die man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen muss– zieht sich die Große Mauer an der chinesischen Grenze zur Mongolei entlang und stellt damit das größte von Menschen jemals errichtete Bauwerk dar. Die Chinesische Mauer zählt seit 2007 zu einem der neuen sieben Weltwunder. Über Jahrhunderte und Dynastien hinweg bauten Menschen daran. Das Mauerwerk diente zunächst der Eroberung von weiterem Territorium im Norden des Landes, später der Abwehr von Eindringlingen und des Schutzes vor Eroberern. Obwohl die Mauer seit 1987 als Weltkulturerbe unter dem Schutz der UNESCO steht, verfallen viele Teile davon und sind nicht begehbar. Lediglich kleinere Abschnitte wurden restauriert und touristentauglich gemacht.

Zum Glück sind wir mit unserer Reisegruppe an einen Abschnitt der Mauer gefahren, der von den Pekingern selbst zum Erholen und Wandern besucht und entsprechend von weniger Touristen heimgesucht wird. Entspannt ließ es sich dort bei 35 Grad, strahlend blauem Himmel mit angenehmen Windböen über ein paar Kilometer und rund 15 Türmen hinweg entlang spazieren und an manchen Stellen gar klettern. Am Ziel angelangt wurde sich –trotz strengem Rauchverbot oder gerade deswegen– mit einer Fluppe belohnt 😉

GroßeMauer00

Eine eisgebrochene Lena

Hurra, hurra! Der größte und längste Fluss Jakutiens, die wunderbare und wunderschöne Lena, monatelang aufgrund eisiger Temperaturen Meter tief gefroren, ist nun endlich gebrochen! In der Nacht vom 10. auf den 11. Mai war es soweit! Große Eisstücke treten nun ihren langen Weg in Richtung Arktisches Meer an. Teile des Eises stranden am Rande und bilden einzigartige Eisformationen, die noch für einige Tage zu bewundern sind – bis sie wieder eins mit dem Wasser werden. Aufgrund des Eisbruches sind die Temperaturen in Jakutsk und Umgebung wieder leicht gesunken und starke Windböen ziehen über die Stadt. Aber nur noch wenige Tage und die Hitze wird die harte und lange Arbeit des Winters übernehmen und die Bewohner Jakutiens mit ganz anderen Extremen konfrontieren… Es bleibt spannend 😉

Erster Mai – Tag der Arbeit und des Frühlings in Jakutsk

– Праздник Весны и Труда –

In Deutschland wird der erste Tag des fünften Monats recht unterschiedlich gefeiert. In manchen Regionen ist die Walpurgis- bzw. Hexennacht in der letzten Aprilnacht bedeutender, in anderen Regionen Demonstrationen oder das willkommen heißen des Frühlings mit einem Maifest. In Russland ist der erste Mai vor allem der Tag der Arbeit. So auch in Jakutsk. An diesem Tag gibt es eine große Parade, an welcher alle ArbeiterInnen der Stadt teilnehmen. Bei diesem Event scheinen sich wirklich alle 300.000 Einwohner zu versammeln. Nur etwas ungleich verteilt: Alle ArbeiterInnen ziehen mit ihrem eigenen Arbeitgeber-Mobil durch die Stadt. Lediglich der nicht arbeitende Teil der Bevölkerung (hauptsächlich Kinder und Pensionäre) schaut der Parade zu. Selbst die Studierenden repräsentieren ihre Institute und laufen für die Universität mit. Was bleibt sind ein paar wenige Zuschauer… Wie die Bilder zeigen insgesamt ein durchaus interessantes Spektakel, wie ich finde.

Part III – Shanghai – Eine Stadt von Welt

Wie sich an der nachfolgenden Bildergalerie deutlich erkennen lässt, ist Shanghai nicht China. Aber seine Zukunft. Mit 23 Millionen Einwohnern eine der größten Städte der Welt und mit ihrer einmaligen geografischen Küstenlage zwischen Peking und Hongkong am Ostchinesischen Meer eine der bedeutendsten Industrie- und Handelsstädten in Asien. Auf Deutsch übersetzt bedeutet Shanghai „hinauf aufs Meer“ – ein ganz der Lage entsprechender Stadtname. Gerne wird die Stadt auch als „Paris des Ostens“ bezeichnet. Und wer Shanghai besucht hat, weiß auch warum. Schlendern durch ewige Einkaufsmeilen, Shopping in weltbekannten Luxuslabels in Kaufhausgrößen und Flanieren am Bund mit Blick auf Pudong – einer Skyline wie man sie höchstens in New York wiederfindet. Die gigantische Wolkenkratzer-Architektur mit Gebäuden, die noch bis vor wenigen Jahren Titel wie das höchste Gebäude oder die höchste Hotelbar der Welt trugen, lässt auf ein exponentielles Wachstum der Stadt schließen. Shanghai ist wohlhabend. Das erkennt man auch an ihren Bewohnern. Shanghai ist international. Hier kommt die Welt zusammen. Englisch ist für die meisten kein Problem. Eine Megapolis, die vor Dynamik nur so strotzt. Shanghai zieht einen regelrecht in ihren Bann. Um dabei das Atmen nicht zu vergessen, gibt es Unmengen an Ruheoasen. Rund 35% der Stadt ist mit Grünfläche bedeckt. Für Fußgänger gibt es eine zweite Ebene über dem tobenden Straßenverkehr. Trotz des immensen Verkehrsaufkommens scheinen die Stadt und vor allem die Luft verblüffend sauber. Hier lässt es sich aushalten. Und neben all dieser Supermoderne finden sich noch immer traditionelle Basargassen und viele Tempel, die bei all dieser Supermoderne noch immer die Entdeckung der chinesischen Kultur ermöglicht.

Und obwohl Shanghai so viele Millionen Einwohner beherbergt, sind überraschenderweise ab 23 Uhr die Straßen wie leer gefegt. Die letzte Metro fährt ungefähr um diese Uhrzeit. Danach kann man problemlos auf den leer gefegten Straßen spazieren und umher schlendern ohne sonderlich vielen Menschen über den Weg zu laufen. Eigentlich kaum vorstellbar!

Part II – Ein Tag aus Zucker

Die Akademie

Zur Frühjahrsakademie haben sich 45 Boschis in Pengshan in der Nähe von Chengdu in der südlichen Provinz Sichuan in China zusammengefunden, um sich wieder intensiv ihrer Projektarbeit zuzuwenden und sich im Projektmanagement weiterzubilden. Für mich gab es dieses Mal reichlich Input zum Thema Internationales Bildungsmanagement. Das Seminar war so gelungen, dass ich wieder große Lust für wissenschaftliches Arbeiten bekommen und für einen kurzen Moment über eine Promotion nachgedacht habe. (Eigentlich sollte mein Auslandsjahr u.a. dazu dienen mich endlich zu entscheiden, ob wissenschaftlicher Weg oder nicht, aber irgendwie bin ich immer noch hin- und hergerissen. Wie auch immer.)

Die Frühjahrsakademie ist zwar eine freudige, aber leider auch eine recht wehmütige Zusammenkunft der Lektoren. Schließlich ist es die letzte Akademie auf welcher alle 45 Boschis in dieser Konstellation aufeinander treffen. Dann heißt es Abschied nehmen von den „alten Hasen“ im zweiten Lektoratsjahr und von den „neuen Hasen“, die sich dazu entschieden haben nur ein Jahr Boschi zu sein (wie meiner Einer). So naht das Ende einer verrückten, besonderen und ganz aufregenden Zeit schon wieder…. Nur noch zwei Monate. Der Countdown läuft…. Hach, wie doch die Zeit vergeht!

Frühjahrsakademie Pengshan 2015

West in Ost

In Pengshan war die Zusammenkunft von so vielen westlichen Europäern ein wahres Spektakel. Hier und da fühlte man sich wie in einem Zoo ausgestellt. Ständig wurde man angesprochen, unzählige Bilder wurden (teils heimlich) von und mit uns gemacht. Ich bin schon gespannt, ob wir danach heimlich als Werbeobjekte für manch ein Café benutzt werden – das scheint in China des Öfteren vorzukommen 😉

Jedenfalls freuten sich vor allem die chinesischen Germanistik-Studenten über so viel Besuch von deutschen Muttersprachlern. So nahmen sie sich unser an – nein, eigentlich beanspruchten sie uns regelrecht und lasen uns jeden Wunsch von den Lippen ab und sorgten zu jeder Zeit für unser Wohlbefinden. Sie zeigten uns den Markt, kauften mit uns ein, gingen mit uns essen, halfen mir weiterhin vegetarisch speisen zu können. Einfach nur super hilfsbereit, aufgeschlossen und nett! Es wurde gekichert, gequatscht und getratscht. Ein interkultureller Austausch wie aus dem Bilderbuch. Am Ende war Elsa, meine Chinesisch-Lehrerin und Helferin während dieser Woche, richtig traurig darüber, dass ich wieder gehen musste und hat mir zum Abschied eine Tüte voll chinesischer, vegetarischer (!) Kost mit auf den Weg gegeben – und sogar alles beschriftet, sodass ich ganz genau weiß, was ich da eigentlich zu mir nehme. Eine ganz wunderbare Geste zum Abschied! Für einen kurzen Moment war ich dem Wasser ganz nah…. Da wurde ich schon richtig wehmütig, dass ich nicht noch länger dort bleiben konnte… Wirklich tolle Studenten an diesem Standort! Das muss man einfach mal betonen 😉

Diese Portion Zucker zum Abschied war jedoch noch nicht alles. Wie es der Zufall so will, hat mir eine ehemalige Schülerin aus meiner Zeit als kulturweit-Freiwillige an einer öffentlichen Schule in Georgien eine Nachricht geschrieben –nach vier Jahren, wohlbemerkt!– und mir Bilder von unserem Unterricht geschickt als sie noch die vierte Klasse besucht hatte (also junge 10 Jahre alt war). Dazu auf Deutsch, dass sie mich nicht vergessen haben und immer noch lieben und ich jederzeit in Georgien willkommen bin! Bei solch einer schönen Geste blutet einem schon einmal das Herz! Und genau an solchen Momenten erkennt man, dass man den richtigen Weg eingeschlagen hat. Auch wenn ich keine studierte Lehrerin bin, scheine ich doch einen kleinen Eindruck bei meinen lieben Schülern und Studenten zu hinterlassen – genau wie sie auch bei mir 🙂

Rikschas, Straßengymnastik und Fressstände – Nihau Pengshan!

Auf den Straßen wird nach Feierabend getanzt und Gymnastik gemacht. An jeder Ecke findet man sich zusammen und legt los. Da bekommt man glatt selbst Lust mitzumachen!

Die Rikscha, das beste Fortbewegungsmittel, um zwischen dem Hotel und dem Campus hin- und her zu pendeln.

Frisches Obst und Gemüse auf dem (Nacht-)Markt. Hier wird der Gaumen mit scharfen Speisen und exotischen Früchten verwöhnt. Und das alles für einen Groschen.

Eine Wanderung zu der Bodhisattva der Barmherzigkeit, Guanyin Pusa – umringt von einem Kranz voll sehender Hände. Denn sie sieht die Not aller und hilft allen, die zu ihr kommen.

Hier ist China. Pengshan fühlt sich authentisch an.