08.08.2014
Und plötzlich geht alles ganz schnell. Der letzte Arbeitstag, das Visum ist beantragt, der Flug gebucht. Jetzt vergehen die Tage wie im Flug. Die Zeit ist begrenzt. Man steckt mitten in der Abschiedsphase, hat es aber noch immer nicht realisiert. Auf einmal wird das bisherige Leben in Kisten gepackt. 20 Kartons mit 26 Jahren Leben drin. Der Kopf weiß, dass man nur noch wenige Tage hat bis es in ein neues Leben geht. Dann sind drei Jahre Berlin auch schon wieder vorbei. Als hätte jemand mit dem Finger geschnippt. Doch das Gefühl bald zu gehen und sich in einer neuen Umgebung, einem anderen Land, einer anderen Kultur zu befinden, ist noch nicht angekommen. Zu sehr ist man mit dem abarbeiten der ständig länger werdenen To-do-Liste beschäftigt. Ein Punkt erledigt, zwei neue werden hinzugefügt. Zu wenig Zeit verbleibt um sich mit dem Abschied zu beschäftigen; der Stadt, die man mit jedem Tag mehr lieben gelernt hat, den besonderen Menschen, denen man im Laufe der Zeit begegnet ist, Lebewohl zu wünschen. Man kann noch nicht einmal „Auf Wiedersehen“ sagen –denn wer weiß, wo man nächstes Jahr sein wird. Vorerst war’s das mit Berlin. Leider. Mein Zuhause wird bald ein anderes sein.
In einem Jahr kann so viel passieren. Heute vor einem Jahr –am 08.08.2013– haben mich meine beiden SoWi-Mädels noch vom Flughafen Schönefeld abgeholt. Da bin ich gerade wieder nach Berlin zurückgekehrt. Mal eben ein Auslandssemester in Helsinki, ein Praktikum in Bukarest, und abschließend einen Traumurlaub in Israel gemacht. Acht Monate unterwegs. Jede Menge neue Eindrücke, Gedanken und Erfahrungen im Gepäck. Wer hätte gedacht, dass ich gerade ein Jahr später wieder Kisten packen würde –doch diesmal nicht unter der Prämisse, dass ich wiederkehre, diesmal heißt es bis irgendwann. Vielleicht. Vor einem Jahr bin ich nach Berlin zurückgekommen, heute feiere ich meinen Abschied. Ein seltsames Gefühl. Auf der einen Seite fühlt man sich frei und freut sich auf das, was jetzt kommt, was einen erwarten wird, das Ungewisse, das Unbekannte. Auf der anderen Seite würde man gerne noch ein paar mehr Tage, ein paar mehr Wochen haben, um von dem Gewissen, dem Bekannten richtig Abschied nehmen zu können. Die wunderbare Zeit, die vielen Erlebnisse, die man hatte, gebührend zu verabschieden, um sich voll und ganz auf das Neue einlassen zu können. Da nun aber alles so schnell geht und man sich leider nicht mehr Zeit wünschen kann, muss eben alles im Schnellverfahren gehen –und plötzlich sitzt man im Flieger und realisiert erst, dass man jetzt tatsächlich weg geht.
„Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Höchste Zeit ist’s: Reise, reise!“ (Wilhelm Busch)
„Nimm dir Zeit zum Träumen und Raum zum Leben. Folge dem Weg, auf dem dein Herz dich trägt.“ (Postkarte von Mama)
Hier ein paar Eindrücke von den letzten Tagen in Berlin: